Diese Woche sieht sich Wiebke einem Problem gegenüber, dem sich sicherlich alle stellen, die neu ins Schwabenländle kommen: Dem Schwäbischen. Natürlich hat sie da ihre Probleme uns Schwaben zu verstehen. Lest nach, wie geschickt sie damit umgeht und wie toll sie das Schwäbische findet.
„Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ Mit diesem Slogan wirbt das Land Baden-Württemberg für sich. Das Land, in dem ich seit einigen Monaten zuhause bin. Ich kann hochdeutsch, werde ich jetzt niemals akzeptiert werden?
Niedersachsen kann mehr als nur Hochdeutsch
Sollte Niedersachsen in Zukunft mit einem ähnlichen Slogan werben? Wie wäre es zum Beispiel mit: „Wir können alles. Außer Schwäbisch, Bayrisch, Pfälzisch und Berlinerisch.“ Super Kampagne, da würde niemand mehr nach Niedersachsen kommen. Dann vielleicht doch eher mit „Wir können nichts. Außer Hochdeutsch.“ die Touristenmassen in den hohen Norden locken. Aber sind wir doch mal ehrlich… Die Niedersachsen können mehr als nur hochdeutsch. Auch wenn Hannover hier unten (übrigens auch bei STUGGI.TV) fälschlicherweise für die langweiligste Stadt Deutschlands gehalten wird: „Wir können mehr als nur Hochdeutsch.“
Die Frage ist doch, wie stolz sind die Schwaben denn wirklich auf ihren Akzent? Anscheinend schon ziemlich, wenn man schon damit wirbt, dass man kein Hochdeutsch kann. Dabei kann doch jeder Hochdeutsch, zumindest ja schreiben und lesen. Ich schreibe diese Kolumne auch auf Hochdeutsch. Ha, das ist niemandem aufgefallen. Und trotzdem versteht man sie doch. Manche schwäbischen Worte aber haben mich am Anfang sehr verwirrt. Nicht, weil sie keine Verniedlichungen enthalten oder aus einem „s“ ein „sch“ gemacht wird, sondern weil sie einfach sinnentfremdet werden.
Hilfe, verwirrende Sinnentfremdungen!
Schaffen. Laut „Duden“ etwas erfolgreich zum Abschluss bringen, bewerkstelligen oder bewältigen. Laut Schwaben: schlicht und einfach arbeiten. Doch auch am guten alten Duden ist das nicht vorbeigegangen. Liebevoll als sechste Bedeutung des Verbs „schaffen“ nennt er: „(landschaftlich, besonders süddeutsch) arbeiten.“ Da haben wir es also, in ländlichen Gegenden und im Süden verstecken sich die Übeltäter, die die Bedeutung meines hochdeutschen Wortes ändern.
Heben. Anderes Wort, gleiches Spiel. Der Duden sagt: „nach oben, in die Höhe bewegen, bringen, hochheben, emporheben.“ Im Schwabenländle bedeutet es aber etwas zu halten. Gerade das führte bei meinem Nebenjob bereits des Öfteren zu Verwirrung. „Kannst du mal kurz heben?“ – „Ja klar, wohin soll ich es denn heben?“
Schwäbisches Hochdeutsch
Ich hab verstanden. Hier kann man alles außer Hochdeutsch, aber muss man denn die Hochdeutschen so verwirren? Ich meine, ich kann ja nun wirklich nicht jedes Wort erstmal im Duden nachschlagen. Ob es vielleicht doch noch eine sechste Bedeutung gibt, die in ländlichen Gegenden und vor allem im Süden gängig ist. Also liebe Schwaben in meiner Nähe, ich bitte euch: bleibt bei den Verniedlichungen und dem guten alten „sch“ in jedem Wort.
Ich kann schließlich (fast) alles. Außer Schwäbisch. In diesem Sinne: Tschüssle.
Die Wieso-liegt-Stuttgart-eigentlich-nicht-am-Meer?-Kolumne gibt es jeden Mittwoch neu auf www.stuggi.tv
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