Kreativ gegen Rassismus: Stuttgarter "Heimat-Wochen" sollen Zeichen setzen
Zum Anlass der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ finden ab dem kommenden Montag, 12. März in Stuttgart zahlreiche Veranstaltungen zum Thema „Heimat“ statt. Schüler, Pädagogen und Engagierte können dann über Rassismus in seinen verschiedensten Ausprägungen diskutieren. Theaterstücke, Lesungen und Konzerte sollen die schwere Thematik auflockern.
VON KATRIN NÖBAUER
„Rassismus ist in unserer Gesellschaft noch immer ein Reizwort“, sagt Susanne Belz, vom Büro für Antidiskriminierungsarbeit in Stuttgart. Gerade wegen des geschichtlichen Hintergrunds falle es vielen Menschen schwer über Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit zu sprechen. „Gerade deshalb ist die Auseinandersetzung mit diesen Themen so wichtig“, so Belz, immerhin dürfe so etwas wie der Holocaust nie wieder passieren.
Video: Susanne Belz über Diskriminierung im Alltag
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„Demokratie kann auch wieder schwächer werden“
2016 wurden in Deutschland 1.600 rechtsextremistische Gewalttaten registriert, was einem Anstieg von 13,6 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. „Demokratie lebt davon, dass Menschen sich für Gleichberechtigung einsetzen“, sagt Gari Pavkovic, der Integrationsbeauftragte der Stadt Stuttgart. „Gerade junge Menschen halten das oft für selbstverständlich. Aber die Demokratie kann auch wieder schwächer werden“, so Pavkovic. „Wenn populistische Gruppierungen die Oberhand gewinnen, ist das kein gutes Zeichen“.
Video: Gari Pavkovic über die Herausforderungen für Jugendliche
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Stuttgarter sollen sich mit der Frage „Was ist Heimat?“ beschäftigen
Auch deswegen setzen sich in Stuttgart viele Bündnisse dafür ein, das Rassismus-Thema offensiv auf die Tagesordnung zu setzen: Für sie ist Heimat kein Exklusivrecht für Alteingesessene, sondern ein verbindendes Element unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder sexueller Orientierung. Unter dem Begriff „Heimat“ werden vom 12. bis 23. März rund 65 Veranstaltungen stattfinden. Am Vormittag finden vor allem Workshops für Schulklassen statt, am Nachmittag für pädagogische Fachexperten, am Ende kann die breite Öffentlichkeit an den Events teilnehmen. Die Bandbreite reicht vom Poetry-Slam-Workshop bis hin zum Argumentationstraining. Die abendlichen Konzerte, Theaterstücke und Lesungen behandeln Themen wie das Nationalgefühl, die Sexualität und den Heimatverlust. Ein besonderes Highlight gerade auch für junge Leute soll der „Kreativtag gegen Rassismus“ werden. Wer sich näher über das Programm informieren möchte, kann sich hier die Programmübersicht als PDF herunterladen.
VIDEO: Susanne Belz über den Kreativtag gegen Rassismus am 17. März
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Comedian Teddy ist Schirmherr der „Heimat-Wochen“
Die „Heimat-Wochen“ werden am kommenden Dienstag, 13. März, im Forum 3 vom Stuttgarter Sozialbürgermeister Werner Wölfle und Tedros Teclebrhan eröffnet. Der unter dem Künstlernamen „Teddy“ bekanntgewordene Comedian Teclebrhan („Was labersch du?“) befasst sich in seinen Videos oft mit dem Thema Rassismus und wurde daher zum Schirmherr der Aktionswochen berufen. Die Veranstalter der „Heimat-Wochen“, die Initiative Heimat, setzt sich aus verschiedenen Stuttgarter Jugend- und Kultureinrichtungen zusammen und wird dieses Jahr auch erstmals von der Stuttgarter Partnerschaft für Demokratie unterstützt, die im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gefördert wird.
Symbol-Foto: Clipdealer