Online-Umfrage: Ein Großteil wäre für das bundesweite Zentralabitur
Am 25. April geht es wieder los. Dann rauchen an den Gymnasien in Baden-Württemberg die Köpfe, denn die schriftlichen Abiturprüfungen stehen an. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass Schüler aus Stuttgart es deutlich schwerer haben, als Schüler in anderen Bundesländern und das nur, weil sie kompliziertere Aufgaben beantworten müssen. Die Einführung eines bundesweiten Zentralabiturs könnte die Lösung sein.
VON CAROLINE KLEINE-BESTEN UND LISA-MARIE GRIMMER
Schon lange diskutieren Schüler, Eltern, Lehrer und auch die Politik über die Gerechtigkeitsfrage in Sachen Abitur. Dabei geht es vor allem um den Unterschied im Leistungsniveau zwischen den Bundesländern. Gefordert wird die Einführung eines Zentralabiturs. 79 % der Stuttgarter, die bei unserer Online-Umfrage mitgemacht haben, wären dem nicht abgeneigt. Jedoch bietet ein solches Zentralabitur Vor- und Nachteile.
Das sagt Stuttgart zum Zentralabitur:
Das sagen die Befürworter
Befürworter eines Zentralabiturs argumentieren, dass die Schüler so vergleichbarer werden und mehr Gerechtigkeit entsteht. Wenn sich bisher zwei Abiturienten auf einen Studienplatz bewerben und der eine am Numerus Clausus scheitert, war sein Abitur möglicherweise komplexer, als das des Anderen. Außerdem würden genauere bundesweite Vorgaben bei den Korrekturen den Notenspielraum, in dem sich die Endnote befindet, beschränken.
Das sagen die Gegner
Skeptiker befürchten, dass ein einheitliches Abitur zu oberflächlicherem Lernen führt, welches nur zum Ziel hat, sich den Stoff für die Prüfung einzuprägen. Dadurch könnten es gerade nicht so leistungsstarke Schüler noch schwerer haben. Ein weiterer problematischer Punkt ist, dass mit dem einheitlichen Abitur auch die Ferienzeiten angepasst werden müssten. Ein Zentralabitur müsste bundesweit am selben Termin stattfinden. Diese Anpassung scheiterte jedoch bisher an Wirtschafts- und Tourismusbetrieben. Zudem sind die Leistungsunterschiede zwischen den Bundesländern teilweise bereits in der Mittelstufe so groß, dass diese kaum nachzuholen sind.
Bildungsstandards für mehr Gerechtigkeit?
Dennoch geht es in der Debatte voran. Seit diesem Jahr gelten die gleichen Standards für das Erreichen der Allgemeinen Hochschulreife in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch. Dies haben die Kultusminister der Länder auf der Kultusministerkonferenz beschlossen. Durch die Standards werden Kompetenzen vorgegeben, die die Schüler beherrschen sollten. Außerdem gibt es Beispiele für Prüfungsaufgaben, an denen sich die Länder orientieren können. In Zukunft ist geplant, einheitliche Standards auch für naturwissenschaftliche Fächer einzuführen.
Ein Aufgabenpool als Lösung?
Um die gleiche Schwierigkeit zu garantieren gibt es seit 2013 einen Aufgabenpool mit gleich anspruchsvollen Abituraufgaben für die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch. Daraus können sich die Länder seit dem Schuljahr 2016/2017 bedienen. Allerdings sind die Länder nicht verpflichtet, diese Aufgaben zu verwenden. Auch ist es erlaubt, die Aufgaben leicht abzuwandeln, um sie dem Bundesland anzupassen. Jedes Bundesland hat dabei die Möglichkeit, zu den vorhandenen Aufgaben zusätzliche einzureichen. Weiterhin wird geprüft, welche Aufgaben aus dem Fundus womöglich zu schwer und welche zu leicht sind. Mit den Aufgaben erhalten die Länder zudem Erwartungshorizonte und Bewertungsmaßstäbe, um die Notenvergabe gerechter zu gestalten.
Einheitliche Prüfungstermine
Zusätzlich ist geplant, die Prüfungstermine zu vereinheitlichen. Dieses Jahr gilt für die Abiturprüfungen der Zeitraum Ende April bis Mitte Mai. Aufgaben aus dem Aufgabenpool, die bereits von einem Bundesland verwendet wurden, entfallen für die anderen Länder, die das jeweilige Fach später schreiben.
Vielmehr kommt es darauf an, wie die Schüler vom Lehrer vorbereitet werden, ob sie außerschulisch noch Förderung erhalten, wie sie mit der Prüfungssituation umgehen und wie die gewählten Kurse in die Endnote miteinfließen.
Fotos: STUGGI.TV