Im ersten Spiel unter dem neuen Trainer Jürgen Seeberger sind die Stuttgarter Kickers im Viertelfinale des WFV-Pokals gegen Sonnenhof Großaspach ausgeschieden. Trotz einer ansprechenden Leistung mussten die Blauen gegen den Drittligisten eine 1:2-Niederlage einstecken. Das Pokalaus ist für die Kickers in der aktuellen Situation jedoch nur Nebensache. Das Team aus Degerloch kämpft in der Regionalliga Südwest ums Überleben.
VON DAVID RAU
„Wenn wir auch nicht immer siegen“. Vielleicht haben sich die Spieler der Stuttgarter Kickers diese Zeile aus der eigenen Vereinshymne zuletzt ein bisschen zu oft angehört. Die Blauen aus Degerloch kämpfen in der Regionalliga Südwest ums pure Überleben. Es droht der Absturz in die Oberliga und damit in die absolute Bedeutungslosigkeit. Ein Abstieg würde für die Kickers ein finanziell kaum lösbares Problem darstellen. Selbst der Spielbetrieb in der traditionellen Heimspielstätte, dem Gazi-Stadion auf der Waldau, stünde dann auf der Kippe.
Seeberger möchte dem Team mehr Stabilität vermitteln
Seit vergangenen Montag trainiert Jürgen Seeberger die Kickers. Der 53-Jährige war zuletzt beim FC Kosova in der vierten Liga in der Schweiz aktiv und hatte von 2010 bis 2011 die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart trainiert. „Ich möchte der Mannschaft wieder Stabilität und Sicherheit vermitteln“, sagt Seeberger. Die hat das Team auch nötig. Völlig überraschend verkündete der bisherige Cheftrainer Paco Vaz vor dem Abschlusstraining vor dem letzten Heimspiel gegen Elversberg seinen Rücktritt. Co-Trainer Yannick Dreyer musste interimsweise übernehmen. Immerhin kamen die Kickers gegen den Meister der Vorsaison zu einem 1:1-Unentschieden.
Das Sorgenkind der Kickers ist die Abwehr
Die Tabellensituation in der Regionalliga Südwest ist kritisch. Die Kickers stehen auf dem 15. Tabellenplatz. Sollte das Team von der Waldau noch zwei Plätze tiefer rutschen, droht der direkte Abstieg in die Oberliga. Am kommenden Samstag steht beim Tabellenletzten SV Röchling Völklingen das wohl wichtigste Auswärtsspiel an. Das Sorgenkind der Kickers ist die Abwehr, mit 65 Gegentreffern haben sie das drittschlechteste Torverhältnis der Liga. Als „Blauer“ braucht man einmal mehr Nerven aus Stahl.
Für die Fans sind die Kickers mehr als eine Hassliebe
Die cleveren Werbetexter luden zum Pokalspiel gegen den selbsternannten Dorfclub aus Großaspach mit der Schlagzeile „Die Waldau ist kein Ponyhof“ ein. Ein wohl eher pessimistischer Fan ergänzte auf einem Din-A4-Zettel „Aber bald Oberliga“. Doch gerade die Blauen aus Degerloch wissen, dass die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt. Den Fans der Kickers eilt der Ruf voraus, sie seien die Fußball-Romantiker vom Fernsehturm, die sich aufgrund der Misserfolge der letzten Jahre bzw. Jahrzehnte nur über die Geschichte des Vereins definieren. Doch der Klub ist für viele Kickers-Anhänger, trotz der meist sportlich schwierigen Situation, mehr als eine Hassliebe.
Knappe Niederlage im Pokalfight gegen den Drittligisten Großaspach
Da geriet das Pokalspiel am heutigen Mittwochabend gegen Sonnenhof Großaspach fast zur Nebensache. Doch immerhin 1810 Zuschauer wollten sich das Viertelfinale im WFV-Pokal im Gazi-Stadion anschauen. Und haben es am Ende nicht bereut. Die Kickers zeigten gegen den Drittligisten eine starke Leistung. Eher aus dem Nichts erzielte Großaspach in der 23. Minute durch Shqiprim Binakaj die 1:0-Führung. Doch die Kickers gaben nicht auf und erarbeiteten sich aus einer kompakten Defensive gute Chancen. Michael Klauß scheiterte am Innenpfosten (40.) und Nico Blank an Großaspachs Torhüter Reule (43.). In der 56. Minute dann der verdiente Ausgleich durch Mijo Tunjic zum 1:1. Die Kickers kämpften mühevoll und erreichten die Verlängerung, in der der auffällige Großaspacher Dominik Pelivan in der 95. Minute das 2:1 erzielen konnte. Die Partie endete in einem offenen Schlagabtausch mit guten Chancen für die Kickers. Doch As Ibrahima Diakite traf in der 111. Minute nur den Pfosten und Alessandro Abruscia scheiterte am Großaspacher Torhüter Reule (120.).
„Die Kickers klein zu kriegen, das hat noch keiner geschafft“
„Insgesamt kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen“, sagte Jürgen Seeberger nach dem Abpfiff. „Wir haben jetzt noch vier Spiele und da werden wir uns jetzt komplett konzentrieren.“ Jetzt geht es um den Existenzkampf in der Regionalliga. Der Auftritt im Pokal macht Mut. Und im Vereinslied heißt es in einer Zeile übrigens auch: „Die Kickers klein zu kriegen, das hat noch keiner geschafft“.
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